Der Baum im Wald

Wäre der Baumstamm im Verlauf der Entwicklungsgeschichte nicht entstanden, so könnte sich die Vegetation lediglich zu ebener Erde ausbreiten. Ohne diese solide Transportverbindung zwischen den Blättern und den Wurzeln der Bäume müssten wir einen der schönsten Lebensräume den die Natur eingerichtet hat entbehren: “Den Wald”. Die Wurzeln der Stämme und die Kronen sind das Fundament, die Säulen und das Dach dieses forstlichen Bauwerks. In einem Wald bilden die Bäume zwischen dem Kronendach und dem Boden einen geschützten Lebensraum, reich an einer besonderen Tier- und Pflanzenwelt.

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Was ist ein Baum

“Ein Baum ist ein hochgewachsenes, langlebiges Gehölz, das auf einem meist astlosen Stamm eine Astkrone mit Nadeln oder Blättern trägt”

Der Baum ist wie der Strauch eine langlebige Pflanze, die ihre älteren Sprossachsen und Wurzeln mit grossen Mengen stark verholzten Geweben versieht. Solche Holzgewächse benötigen um wachsen zu können, drei vegetative Organe: die Sprossachse (Stämme und Äste), die Blätter und die Wurzeln. Ihre äussere Gestalt ist sehr verschieden.

Wachstum, Gestalt und Lebensdauer jedes Lebewesens so auch der Bäume, sind durch das Erbgut vorgegeben. Die Lebensdauer ist eine wichtige Arteigenschaft der Gehölze. Einige Baumarten haben einen kurzen, andere einen langen Lebenszyklus.

Ökologisch bedeutsame Leistungen eines durchschnittlichen Laubbaumes von 15-20 m Höhe.

Produktion organischer Stoffe

Sauerstoffproduktion

Wasserverbrauch für die Sauerstofferzeugung

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4’000 Kg pro Jahr

3 Millionen Liter pro Jahr

2’500 Liter pro Jahr

Der Stamm und das Holz

In der Entwicklungsgeschichte der Pflanzen ist das Dickenwachstum des Stammes eine recht neue Erscheinung. So konnten die Stämme der Baumfarne noch nicht in die Dicke wachsen, wie dies bei den ersten Nadelbäumen 300 Mio. Jahre dann der Fall war.

Jedes Jahr entsteht unter der Rinde ein weiterer Wachstumsring. Im Monat Mai noch ganz weich, verhärtet er sich während des Sommers und umhüllt schliesslich alle verholzten Teile des Baumes mit einer neuen Holzschicht. Da dieses Wachstum je nach Klima, Alter, Parasitenbefall und anderen Lebensumständen des Baumes verschieden ist, kann man aus den Jahrringen wie aus einem privaten Archiv die Geschichte des Baumes herauslesen.

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Die Jahrringe bestehen aus Frühholz mit einer hellen Farbe.

Die Jahrringe bestehen auch aus Spätholz mit einer dunklen Farbe.

Das Frühholz wird von April bis juni gebildet.

Das Spätholz wird von Juli bis Oktober gebildet.

Manchmal sieht man so runde Geschwülste am Stamm eines Baumes. Woher stammen diese?

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Solche Geschwülste nennt man je nach Ursache “Maserknollen”

oder Krebsgeschwülste. Meistens verursacht durch das eindringen

eines fremden Organismus (Pilze, Virus)

Um sich dagegen zu wehren, produziert der Baum

zusätzliches Gewebe.

Der Baum und die Rinde/Borke

Die Rinde ist die Haut des Baumes, gleichzeitig Schutzschild und Verteilungssystem. Sie schützt die inneren Gewebeteile der Pflanze gegen alle möglichen Angriffe: Verletzungen, Austrocknung. Befall durch Pilze, Insekten und andere Parasiten, welche sich im Innern des Baumes vermehren. Die Rinde enthält und schützt zudem das Verteilungssystem für den in den Blättern produzierten aufbereiteten Saft. Dieser Nährsaft fliesst in der Bastschicht, einer feinen dem Holz angelehnten Zellschicht und versorgt alle Teile des Baumes: Äste, Blüten, Früchte, Stamm, Wurzeln.

Jede Baumart hat ihre eigene Rindenform, welche sich im Verlauf der Zeit ändert. In jungen Jahren ist sie doch relativ glatt, mit fortgeschrittenem Alter wird sie rissig, springt auf oder blättert ab. Gute Beobachter können die Bäume anhand ihrer Rinde bestimmen.

Hainbuche Kirschbaum Nussbaum

Woher stammen die lustigen Zeichnungen auf der Rinde des Stammes?

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Meist handelt es sich um frühere Astansätze (Astnarben).

Während der Stamm wächst, verschluckt er die Überreste von Ästen.

Während einigen Jahren bleibt eine Narbe, dann verschwinden die äusseren Zeichen vollständig.

Was bleibt, ist die Spur im innern des Holzes.

Der Baum und die Blätter

Die Blätter bilden die Grundlage für das Leben auf der Erde. Weder Insekten noch Säugetiere, Pilze oder grosse Bäume könnten irgendwo auf der Erde ohne die von den Blättern produzierten organischen Stoffe existieren.

Dank dem Chlorophyll (Blattgrün), können die Blätter das Sonnenlicht, das Wasser und die Nährstoffe aus dem Boden sowie das Kohlendioxid aus der Luft umwandeln. Sie erzeugen daraus die Grundstoffe für den Aufbau der Lebewesen. Dieser Vorgang, Fotosynthese genannt, ist eines der grossartigsten und ökologischsten Produktionsmodelle: Die Blätter arbeiten ausschliesslich mit erneuerbarer Energie, und ihre Abfallprodukte sind Sauerstoff und Wasserdampf, die sich in den natürlichen biochemischen Kreislauf einfügen!

Schlafapfel Rosengallwespe

Tausende von Tier- und Pflanzenarten benutzen die Blätter als Nahrung.

Sie hinterlassen darauf ihre unscheinbaren oder zerstörerischen Frassspuren,

aber auch die Spuren ihrer Fortpflanzung. (z.B. Gallen) .

Das Phänomen der Herbstlichen Blattverfärbung

Die herbstliche Blattverfärbung fasziniert uns jedes Jahr aufs neue, und doch war das Schicksal des Blattgrüns (Chlorophyll) lange Zeit ein biologisches Rätsel. Sogar noch im Jahre 1987 wurde geschrieben: “Dass das Chlorophyll verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen”. Vier Jahre später erst begann das Chlorophyll sein Geheimnis preiszugeben als es gelang, ein erstes-farbloses-Abbauprodukt zu isolieren. Dies war der Ausgangspunkt zur vollständigen Entschlüsselung des Abbauweges.

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2012 (37)

Im Nebel ruhet noch die Welt

noch träumen Feld und Wiesen,

Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,

den blauen Himmel unverstellt,

herbstkräftig die gedämpfte Welt

in warmem Golde fliessen.

(Eduard Mörike)

Dieses Gedicht von Eduard Mörike wiederspiegelt, was Dichter und Poeten schon vor Jahrhunderten erfreute und auch heute, zum Beispiel während des “Indian Summer” im Nordosten der USA, Millionen von Menschen in seinen Bann zieht: “Das Phänomen der herbstlichen Blattverfärbung”.

Was die meisten nicht wissen: Wenn sich die Blätter im Herbst erfärben, verschwindet jährlich mehr als eine Milliarde Tonnen Chlorophyll!

Leben dank Fotosynthese

Wir Menschen können uns nicht vom Kohlendioxid der Luft, von Sonnenenergie, Wasser und Nährstoffen aus dem Boden ernähren. Das Chlorophyll der Blätter dagegen ist durch Fotosynthese in der Lage, diese verschiedenen Elemente zu Kohlenhydraten (Zucker) umzuwandeln, welche die Grundstoffe für die Synthese der Fette und Eiweisse bilden. Ohne diesen Assimilierungsprozess durch das Chlorophyll gäbe es auf der Erde keine Wälder, keine Vögel, keine Pilze, keine Säugetiere, keine Fische und keine Menschen!

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